Volksinitiative „Sachsen-Anhalt 2011 - Bürger gegen die flächendeckende Einführung von Einheitsgemeinden und Zwangseingemeindungen in Ober- und Mittelzentren“

13.07.2007

Landtag von Sachsen-Anhalt – Fünfte Wahlperiode – Plenarprotokoll 24
Sitzung am 13.07.2007

Rede von Herr Harms (CDU):
Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

Lassen Sie mich auch in Ihrem Namen der Volksinitiative danken. Herr Ralf Wunschinski
aus Angersdorf, Herr Kurt Hambacher aus Kabelsketal, Herr Hans-Dieter Paul aus Brachwitz,
Herr Frank Stolzenberg aus Peißen, Herr Hans-Joachim Niehle aus Götschetal, Sie haben
einen besonderen Beitrag für die politische Kultur in unserem Land geleistet, und zwar stell-
vertretend für mehrere 10 000 Bürger - wir haben heute gehört, es sind 50 000 -, die mit
Namen und Hausnummer erklärt haben, dass ihnen kommunale Strukturen wichtig sind
und dass die selbstbestimmte dörfliche Gemeinde oder auch die kleine Stadt ein Stückchen
Heimat bedeuten. Sie haben diesem Bürgerwillen Ausdruck verliehen. Ihr Wirken ist notwen-
dig geworden, weil die Begründung für angekündigte Reformen fehlte.
Der Städte- und Gemeindebund schreibt in seiner Stellungnahme zum Eckpunktepapier neben
vielen anderen Hinweisen unter anderem folgenden aus meiner Sicht sehr wichtigen Satz: Eine
gegen die gemeindliche Ebene durch den Landesgesetzgeber angeordnete Gemeindegebiets-
reform würde zu einem kaum wieder gut zu machenden Schaden für das Land insgesamt führen.

Meine Damen, meine Herren! Eine Reform gegen die gemeindliche Ebene wird es in diesem
Land nicht geben.
Ich bin mir dessen nicht nur wegen der 50 000 Unterschriften, die Sie gesammelt haben, sicher,
sondern auch wegen der anwesenden Landtagsabgeordneten aller Fraktionen. Wir werden
diesen Schaden gemeinsam von unserem Land abwenden. Im kurzen wie im langen Gutachten
können Sie nachlesen, warum empfohlen wird, dass die lokalen Akteure vor Ort entscheiden
sollen, welche Form der Gemeinde gewählt wird. Die Unruhe erklärt sich im Moment sicher da-
raus, dass sich das mancher erst für die plenumfreie Zeit vorgenommen hat.

Vielleicht sollten wir die Debatte an dieser Stelle noch einmal fortsetzen; das würde vielleicht
Sinn machen.

Nun kommt es darauf an, gemeinsam ein Leitbild zu erarbeiten - Herr Innenminister, Sie 
haben gesagt, dass dieser Prozess begonnen wurde -, das unseren Gemeinden und unserem
Land weiterhilft. Gemeinsam - das heißt, wir alle einschließlich des Städte- und Gemeindebundes
und natürlich einschließlich der Volksinitiative. Denn wer eine solche Leistung im Vorfeld erbringt,
den sollte man durchaus annehmen, da es überwiegend - das wurde wiederholt festgestellt – er-
fahrene lokale Akteure vor Ort sind, denen wir grundsätzlich zu Dank für ihre ehrenamtliche
Tätigkeit verpflichtet sind.

Wir brauchen in dieser Angelegenheit keine Eilentscheidung eines Politbüros, sondern eine
intensive Debatte nach der Präsentation des Gutachtens im Landtag. Herr Wunschinski hat
schon Recht damit, dass wir einen Betrag von 50 000 €, der aufgrund eines  Landtags-
beschlusses ausgegeben wurde, sowie die Tätigkeit der beiden Professoren Rosenfeld und
Kluth, die noch nicht einmal die Möglichkeit hatten, den entsprechenden Fachleuten im Innen-
ausschuss ihr Gutachten zu erklären und für Nachfragen zur Verfügung zu stehen, nicht so ein-
fach beiseite lassen können. Diese Möglichkeit zur Nachfrage sollten wir nutzen, auch in einer
Landtagssitzung.

Vielleicht sollten wir auch unseren Vertretern im Innenausschuss ganz gezielt mit auf den Weg
geben, den Erfahrungsaustausch mit den Kollegen in Rheinland-Pfalz zu suchen, die gerade bei
dieser umstrittenen Verbandsgemeinde über jahrzehntelange Erfahrungen verfügen und zeit-
gleich mit uns ein Reformvorhaben vorhaben, wie in der Regierungs-erklärung in diesem Hause
bereits verlesen wurde.

Die Demokratie lebt in Sachsen-Anhalt und die Volksinitiative hat einen Anteil daran.

Unser Ministerpräsident hat im Mai Folgendes treffend festgestellt: „Unverzichtbar für den
ländlichen Raum ist das Engagement der Menschen vor Ort. Ein engagierter Bürgermeister
kann mehr bewirken als alle Förderprogramme zusammen.“ Ich habe dem nichts hinzuzu-
fügen. In diesem Sinne bitte ich um Ihre Zustimmung zur Beschlussempfehlung des
Petitionsausschusses.

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