Giftschlammgrube Brüchau - Auskofferung beginnen, Grundwasser schützen, Rechtsstreit beenden

12.03.2021

Landtag von Sachsen-Anhalt - Plenarptotokoll 7/122

Uwe Harms (CDU):Frau Präsidentin! Herr Minister! Herr Lieschke, als Vorredner!

Herzlichen Dank für die sachlichen und konstruktiven Worte, Herr Lieschke. Man merkt,
dass Sie die Gelegenheit hatten, die umfangreichen Unterlagen zu lesen. Sie haben sehr
sachlich dargelegt, wie die Sache ist.

Nun haben wir zur Kenntnis genommen, dass sich dieser Streit zwischen den Landes-
behörden angekündigt hat. Er wurde in aller Deutlichkeit am 25. Juni angekündigt.
Damals kündigte Herr Rehda in der Sitzung des Wirtschaftsausschusses ein Schreiben
des Bergunternehmens und den Rechtsstreit an mit der Mitteilung, dass die Auskofferung
nicht finanziert werden würde.

Bei der Durchsicht der Unterlagen konnten wir feststellen, dass das eine Vorgeschichte
hatte. Einige Tage vorher hat Herr B., der Justiziar aus Ihrem Haus, Frau Ministerin, in einer
Art Rechtsgutachten, in einem Vermerk, die ganzen juristischen Tricksereien dargestellt,
was man so alles tun könnte.

Erstaunlicherweise finden sich viele Inhalte davon in dem Brief wieder, der am 6. Juli ver-
sandt wurde, sodass ich behaupte, Frau Ministerin, Ihr Ministerium, Ihr Staatssekretär hat
tatkräftig an diesem Brief mitgewirkt. Er hatte nicht nur Kenntnis, sondern er hat mitgewirkt.
Genau die Frage danach wollte der Staatssekretär nicht beantworten. Es hat ihm sehr ge-
holfen, dass seine Aussagegenehmigung sehr eingeschränkt war.

Nun freuen wir uns, dass Sie zugesagt haben, am 8. April im Wirtschaftsausschuss mit uns
gemeinsam diese Fragen durchzusprechen. Dabei geht es weniger um den Blick nach hinten,
ob Sie sozusagen einen Tag, nachdem dieser Brief abgeschickt wurde, nämlich am 7. Juli,
im Landtag erklärt haben, Sie hätten keine Kenntnis davon. Denn am 24. Juli ging die Ein-
schätzung des Justiziars auf dem Dienstweg mit der Hauspost an Ihren Staatssekretär und
an die Ministerin. Nun weiß ich ja nicht, wie lang der Dienstweg bei Ihnen im Hause ist. Das
hat mich etwas überrascht. Aber nun gut.

Im Kern geht es darum, dass weder Dr. S. noch Herr Stadelmann noch Herr Rehda uns er-
klären konnten, was es mit dieser Discountvariante, Abdeckung und Abdichtung, auf sich
hat. Irgendjemand muss es ja wissen. Sie sind die Verantwortliche. Wenn Sie uns das er-
klären können, bringt uns das nach vorn. Deshalb würde ich mich freuen, wenn wir diesen
Antrag zu diesem Zweck zur federführenden Beratung in den Wirtschaftsausschuss über-
weisen und wenn sich der Umweltausschuss mitberatend dieser Thematik widmen kann.

D. Frederking (GRÜNE): Herr Harms, in dem Beitrag von Minister Willingmann und in der kurzen Debatte
wurde deutlich, dass die Finanzierungsfrage überhaupt nicht maßgeblich dafür ist, wie die endgültige
Schließungsvariante erfolgt. Der Betreiber muss einen Betriebsplan vorlegen, der die Erfordernisse von
Mensch, Umwelt und Grundwasser usw. erfüllt. Dieser Betriebsplan wird dann genehmigt oder mit Auf-
lagen genehmigt. Es gibt viele, die meinen, dass der Betriebsplan „auskoffern“ heißen muss, auch meine
Fraktion, weil wir es so einschätzen, dass es gar nicht anders geht. Das heißt: Auch wir halten diesen
Brief und die Intervention von Herrn Stadelmann für falsch. Meine Fraktion hält das für falsch.
Jetzt kommt meine Frage: Es liegt der Beschluss vom Verwaltungsgericht Magdeburg vor, der besagt
zum einen das, was Herr Prof. Willingmann bezüglich der zeitlichen Schiene ausgeführt hat, zum anderen
aber auch den Aspekt, dass die Anordnung rechtlich in dieser Form nicht okay war, da es eine Vorfest-
legung auf eine Variante gab. Dieses Verfahren verzögert das jetzt leider. Geben Sie mir darin recht?

Uwe Harms (CDU):
Frau Frederking, Ihre Frage beantworte ich gern wie folgt: Da Sie am 25. Juni nicht dabei
waren, als Herr Rehda diesen Streit bereits angekündigt hat, mit Begründung, und Sie auch
spätere Versuche der Ministerin, diese zweite Variante zu erklären, im Ausschuss nicht mit-
verfolgt haben, lade ich Sie herzlich ein, nicht nur im Umweltausschuss, sondern auch im
Wirtschaftsausschuss der ganzen Sache zu folgen. Dann können Sie sich gut darauf vorbe-
reiten und im Protokoll nachlesen, dass Herr Dr. S. - ich glaube, er ist Referatsleiter bei Ihnen,
Frau Ministerin-, den Sie das Verfahren haben erklären lassen, von einer Tonschicht gespro-
chen hat, die dort keinesfalls vorhanden ist; vielmehr gibt es dort eine Geschiebemergel-
schicht, wie Ihnen bekannt ist.

Natürlich hat diese Schicht grundsätzlich, selbst dort, wo sie dann wäre, eine geringere
Durchlässigkeit, so dass es wegen der Undichtheit gar nicht auf die Löcher ankommt; viel-
mehr ist der Untergrund aus der Sicht des MULE eine Tonschicht und aus der Sicht der
Gutachter eine Geschiebemergelschicht.

Wenn wir dann die Löcher darin abdichten wollen, dann haben wir das Problem - diese
Frage ist gestellt worden und noch nicht beantwortet, Frau Frederking; deshalb nehmen
Sie diese bitte mit zu dieser Beratung-, dass dort Fässer mit Giften versenkt wurden, aus
Plaste und aus Eisen, die sich darin befinden und in denen noch die Gifte sind und sich
hoffentlich noch nicht mit den ganzen anderen Gemengen vermischt haben. Das zustän-
dige Umwelt- und Grundwasserministerium möchte Waben hineinpressen. Wir wollen hoffen,
dass die Fässer dabei nicht kaputt gehen.

Aber noch viel gravierender ist die Tatsache, dass dort auch Pumpen, Rohre, Armaturen,
die so mit Quecksilber verseucht waren, dass sie nicht mehr nutzbar waren, mit dem LKW
in die Grube gekippt wurden. Die Frage, wie man diese Waben dort in den Untergrund
presst, wenn man auf diese Gerätschaften trifft - dann funktioniert das Verfahren ja nicht
mehr-, haben die Fachleute des Landesbergamtes dazu bewogen, zu sagen, dass diese
Variante überhaupt nicht umsetzbar ist. Wie gesagt, weder Herr Stadelmann noch Herr
Rehda noch Herr Dr. S. konnten die Fragen beantworten.
Deshalb: Nehmen Sie diese bitte mit. Lassen Sie uns gemeinsam im Ausschuss beraten.
Ich freue mich darauf, wenn wir in einer sachlichen Bewertung vorankommen.

D. Frederking (GRÜNE): Ich möchte feststellen, dass ich am 25. Juni im Ausschuss war und dass ich
mehrere Fragen gestellt habe. Dass Sie das offensichtlich nicht mitbekommen haben, zeigt mir, dass
Sie nicht besonders aufmerksam sind. Sie haben meine Fragen nicht beantwortet, ob es jetzt wegen
der Klage zu einer Verzögerung kommt.

Uwe Harms (CDU): Frau Frederking, ich schätze Ihre Arbeit außerordentlich und würde
mir wünschen, wenn die innerhalb der grünen Fraktion mehr Überzeugungskraft hätte.

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