"Müssen für Zukunft planen"

17.03.2011

Gardeleger Sozialausschuss tagte in Solpker Grundschule

uwe harms
Das Interesse an der Sitzung des Sozialausschusses in Solpke war groß. Der Klassenraum, in dem der Ausschuss tagte, reichte kaum aus, um alle Interessenten unterzubringen

Groß war am Dienstag das Interesse an der Sitzung des Gardeleger Sozialausschusses.
Der tagte diesmal nicht in der Kernstadt, sondern in der Grundschule Solpke. Die Aus-
schussmitglieder wollten durch den Vor-Ort-Termin einen Eindruck von Schule, Kindergar-
ten und Sporthalle gewinnen. Mit Meinungen zum Zustand der Gebäude hielten sich die
Ausschussmitglieder nach der Besichtigung zurück.
"Warum jetzt schon zumachen?", fragte der Vorsitzende des Solpker Schulelternrates,
Andreas Löbe, am Dienstagabend den Gardeleger Bürgermeister Konrad Fuchs, der wäh-
rend der Besichtigung der Solpker Grundschule durch den Sozialausschuss mit Interes-
senten ins Gespräch kam. Fuchs argumentierte vor allem mit der finanziellen Lage der
Stadt. Jede Grundschule, die erhalten werde, koste die Stadt jährlich zirka 100 000 Euro,
sagte er. Konkrete Zahlen für die Grundschule Solpke nannte er aber nicht. Ein weiteres
Argument des Gardeleger Bürgermeisters war der für die Region vorhergesagte Bevölke-
rungsrückgang. "Wir müssen für die Zukunft planen", so Fuchs.
Die Geburtenzahlen im Schuleinzugsbereich Solpke der vergangenen Jahre hatte Fuchs
mitgebracht. Bis 2009 gebe es keinen Jahrgang unter zehn Geburten. 2010 seien jedoch
nur vier Kinder geboren worden. "Wie wollen Sie denn Standorte stärken, wenn es nur
eine begrenzte Zahl an Kindern gibt?". fragte er. Hinzu komme der Sanierungsbedarf in
der Solpker Grundschule. Skeptisch fragte Fuchs. ob die Elektroleitungen der Grundschule
noch nicht beanstandet worden seien. "Die sind finsterster DDR-Standard", sagte er.
Fuchs stellte nicht das Engagement und die liebevoll Ausgestaltung der Schule in Frage.
"Ich kann alles erhalten, aber es kostet Geld", betonte er, Daumen und Zeigefinger an-
einander reibend.
Fuchs sagte, nur 17 der derzeit 40 Schüler der Solpker Grundschule kämen aus Solpke.
Schülern aus den anderen Dörfern wie Jeseritz, Parleib, Jerchel und Potzehne sei es egal,
ob sie nach Solpke oder zu einer anderen Schule fahren würden. Fuchs` Gesprächspartner
wollten dieser Behauptung indes nicht zustimmen. Auch die Kinder aus diesen Orten fühl-
ten sich in Solpke wohl, so der Tenor der Besucher.
Angesichts der Geburtenzahlen, die Fuchs mitgebracht hatte, sagte Andreas Löbe, die
Solpker Grundschule könne dann noch fünf Jahre weiterbestehen, "und wenn es so weit
ist, können wir noch einmal reden". Er forderte, die Schule nicht nur als Kosten- sondern
auch als Standortfaktor zu sehen. Seiner Ansicht nach sollten Schulstandorte erhalten und
gestärkt werden. Um alle Schulstandorte im Bereich Gardelegen erhalten zu können, müss-
ten die Schuleinzugsbereiche geöffnet werden, schlug er vor. Er erinnerte daran, das früher
- bis zur Eingemeindung in die Stadt - auch Weteritzer Kinder in Solpke zur Schule gegan-
gen seien. Zudem könnten seiner Ansicht nach auch Kinder aus dem Schuleinzugsbereich
Mieste in Solpke unterrichtet werden. Dass jede Grundschule jährlich Kosten von 100 000
Euro verursache, wollte Löbe nicht glauben. Wie hoch die jährlichen Betriebskosten für die
Solpker Grundschule sind, war gestern im Rathaus nicht zu erfahren.
Bevor sich der Sozialausschuss und die Gäste durch die Grundschule führen ließen, hatte
Schulleiterin Britta Hebler das Wort. Sie verwies auf den Leitspruch der Schule, "Im Kleinen
für das Große lernen".
Die vier Stammlehrer und die vier Gastlehrer könnten sich individuell um die Schüler küm-
mern und würden sie sehr genau kennen, hätten zudem vielfältige Erfahrungen im gemein-
samen Lernen. Hebler verwies auf kurze Wege zwischen Schule, Sporthalle, Speisesaal,
Schulgarten und außerschulischen Lernorten " vor der Tür". Der Vorsitzende des Sozialaus-
schusses, Walter Thürer, sagte nach Heblers Rede, es sei verstanden worden, "dass hier
modern und gut im Interesse der Kinder gearbeitet wird". Während der Führung durch die
Schule sagte er, sein Eindruck sei positiv. "Gute Bedingungen herrschen vor allem, was die
Klassenstärke betrifft", so Thürer weiter. Gustav Wienecke, der in Vertretung von Peter
Kapahnke gekommen war und mit dem Bauausschuss tagszuvor die Otto-Reutter-Grund-
schule in Gardelegen besichtigt hatte, wertete: "Da braucht ihr euch nicht hinter zu ver-
stecken."
Nach der Besichtigung kam der Ausschuss noch einmal zusammen. Thürer sagte, es sei
eine gute Gelegenheit gewesen, um die Einrichtung kennen zu lernen: "Eine Meinung
muss sich jeder selbst bilden." Einen Meinungsaustausch gab es im öffentlichen Teil der
Auschusssitzung nicht.

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